Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 31.12.2018 12:00

Der Glücksbringer in Person

Das Gesicht des Kaminkehrers ist vom Ruß beinahe genauso schwarz wie seine Arbeitskleidung. Und die Leute freuen sich, ihn zu sehen.

„Der Großteil der Leute freut sich auch heute noch.” Da ist sich Robert Mörmann aus Pöttmes sicher. Der 42-jährige Schornsteinfegermeister darf sich offiziell bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger nennen und betreut derzeit den Kehrbezirk Aichach 1. 2500 Haus- und Wohnungsbesitzer leben in seinem Zuständigkeitsbereich.

Der Kaminkehrer berichtet bisweilen auch von Hausbesitzern, die ihre Ofentüren offen lassen, damit sich der Ruß aus dem Schornstein im Haus verteilt, während Mörmann kehrt. Speziell am Jahresanfang sei das keine Seltenheit. Aber warum soll ausgerechnet Ruß Glück bringen?

Ruß besteht fast vollständig aus brennbarem Kohlenstoff. Er lagert sich im Kamin ab. Entzündet er sich dort, kann es zu einem sogenannten Kaminbrand kommen. Im Mittelalter hat man angefangen, Kamine zu säubern. Die meisten Häuser damals waren nämlich aus Holz. Wenn es zu einem Kaminbrand kam, lag schnell das ganze Zuhause in Schutt und Asche. Somit bewahrte der Kaminkehrer durch seine Arbeit tatsächlich Familien vor großem Unheil.

Weniger pathetisch beschreibt der Pöttmeser Schornsteinfeger seine Arbeit: „Eigentlich mache ich heute dasselbe wie ein Sachverständiger”, sagt Mörmann. Mit dem reinen Kaminkehren habe seine Arbeit immer weniger zu tun.

Die öffentliche Wahrnehmung der Kaminkehrer als Glücksbringer ist in seinen Augen leicht rückläufig. Seit 28 Jahren ist Mörmann als Schornsteinfeger tätig. Wenn er heute erzählt, scheint die romantische Darstellung des Kaminkehrers aus dem Oscar-prämierten Disney Film längst verflogen zu sein.

Seine beiden Angestellten tragen zwar noch immer die klassische schwarze Kluft mit Zylinder und weißem Halstuch. Mörmann selbst verzichtet aber darauf. „Ein Zylinder würde nur bei der Arbeit stören”, macht er im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich.

Hinzu komme bürokratischer Aufwand, der logisch kaum nachvollziehbar sei. Alle dreieinhalb Jahre schreibt das SchfHwG - das Schornsteinfegerhandwerksgesetz - die Feuerstättenschau vor. Diese Überprüfung aller Zentralheizungen, Kachelöfen und dergleichen muss der Bezirksschornsteinfeger vornehmen. Er weist auf Mängel hin und darf die Feuerstätte bei Gefahr im Verzug unverzüglich stilllegen. Er sorgt also auch heute noch für Sicherheit im Haus, in diesem Punkt also bleibt die Rolle des Kaminkehrers noch weiter erhalten. Von Bastian Brumme


Von Bastian Brummer
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