Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.11.2018 12:00

Im Schatten des Wohlstands

Bei seinen Kalkulationen, die er jüngst innerhalb der Haushaltsberatungen den zuständigen Kreisausschüssen vorstellte, bewegt sich Sachgebietsleiter Edgar Nahler naturgemäß in vielen Bereichen auf unsicherem Boden. Gerade bei den Hartz-IV-Zahlungen gibt es viele Unbekannte.

Etwa die Zahl von Ausländern, die Geld aus diesem Topf bekommen. Das sind nicht nur anerkannte Asylbewerber, sondern beispielsweise auch EU-Migranten. Bei dieser Personengruppe gab es auch eine Veränderung in der Betreuung. Die Asylsozialberatung ist in Zukunft auch für Menschen zuständig, die als EU-Bürger oder andere Ausländer nach Deutschland kommen - etwa für eine Ausbildung.

Völlig offen ist, wie viele Menschen im Zuge des Familiennachzugs in den Landkreis kommen werden. Nahler geht von 80 bis 100 Menschen aus.

Ein großes Problem sind sogenannte „schwächere” Arbeitnehmer. Das sind Personen, die trotz der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen haben. Sie haben oft - zu 60 Prozent - keine Berufsausbildung, sehr viele haben Einschränkungen, meist mehrfach: zum Beispiel gesundheitliche Probleme, eine geringe Sozialkompetenz oder Sprachdefizite. Auch wenn sie in eine Arbeit vermittelt werden, stehen viele sehr schnell wieder vor der Tür des Jobcenters.

Etwa 280 Menschen im Wittelsbacher Land haben zwar eine Arbeit, verdienen aber so wenig, dass sie dennoch auf Hartz IV angewiesen sind. Für alle Gruppen trifft zu, dass sich die Zahl der Betroffenen erhöhen wird, wenn die wirtschaftliche Entwicklung eine Delle bekommt oder sogar eine Rezession droht.

Insgesamt gibt der Landkreis Aichach-Friedberg im Bereich des Sozialgesetzbuches II, das ist der Hartz-IV-Bereich, 6,4 Millionen Euro aus, knapp 2,5 Millionen kommen als Erstattung vom Staat, für den Landkreis bleiben netto 3,9 Millionen Euro. Auch die Hartz-IV-Zahlungen liegen im Wittelsbacher Land im Vergleich zu Bund und Land auf einem sehr niedrigen Niveau.

Bei der Sozialhilfe fällt, wie in den vergangenen Jahren, die größte Summe bei der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung an. Damit wird das Existenzminimum abgedeckt, wenn Menschen nicht mehr selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können. Die Ausgaben steigen hier leicht von 2,3 (im Jahr 2018) auf 2,4 Millionen Euro im kommenden Jahr. Nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung rechnet Nahler in den kommenden Jahren mit einer weiter leicht steigenden Tendenz. 2017 erhielten 361 Menschen eine Grundsicherung, in diesem Jahr sind es 379. Auch die Ausgaben für die Grundsicherung bekommt der Landkreis in voller Höhe vom Staat erstattet.

Erneut sinken im Landkreis die Ausgaben der Ausländerbehörde. Die Zahlungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und für die dezentralen Unterkünfte gehen um eine Million auf 4,8 Millionen Euro zurück. Im Jahr 2017 hatte Sachgebietsleiterin Simone Losinger auf diesem Ausgabenposten noch fast 11,9 Millionen Euro stehen.

In den 45 Asyl-Unterkünften des Wittelsbacher Landes leben derzeit 681 Personen (2017: 794), 261 von ihnen haben ein Bleiberecht, sind also das, was man früher „Fehlbeleger” von Asylunterkünften nannte. In den vier vom Bezirk Schwaben betriebenen Sammelunterkünften sind 173 Personen (201: 188), von denen 90 ein Bleiberecht haben. Etwa 1000 anerkannte Asylbewerber mit Bleiberecht leben mittlerweile in eigenen Wohnungen. Weiter sinkende Ausgaben bei der Ausländerbehörde


Von Berndt Herrmann
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