Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.11.2018 12:00

Aichacher Geburtshilfe muss geschlossen werden

picture
picture

Zweimal war die Geburtshilfe in diesem Jahr vorübergehend geschlossen, weil die Hebammen - zwischen vier und fünf waren es zuletzt - am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen waren: Krankheitsfälle, Weggänge, Neuanfängerinnen - das alles war für das Team im Schichtbetrieb zu viel. Dagmar Schmaus und Selma Nuray fühlten sich so am Limit, dass sie nun schweren Herzens ihre Verträge gekündigt haben.

Neben dem Personalengpass sind die Probleme des Hebammenberufs inzwischen hinlänglich bekannt, etwa die sehr hohen Versicherungsbeiträge und die Rund-um-die-Uhr-Arbeitszeiten. Etwa die Hälfte aller Hebammen will deshalb nicht mehr in der Geburtshilfe, sondern nur noch in der Vor- und Nachsorge arbeiten. Es gebe also genug ausgebildete Hebammen, nur im Kreißsaal wollen viele von ihnen unter den gegebenen Bedingungen nicht arbeiten.

Für die Frauen bedeutet die Schließung der Geburtshilfe, dass bis Jahresende im neuen Aichacher Krankenhaus nur noch geplante Kaiserschnitte durchgeführt werden. Danach ist auch damit Schluss. Andere gynäkologische Eingriffe werden Dr. Sorin Turcu-Reiz und Dr. Ronald Goerner weiter durchführen.

Deutliche Worte fand Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann. „Es ist ein Debakel, vor allem wenn man sieht, wie begeistert die Menschen das neue Krankenhaus aufgenommen haben.” Er könne es weder verstehen noch hinnehmen, dass es nach dem Großraum Schrobenhausen nun auch im Großraum Aichach keine Geburten mehr geben soll. „Sollen denn die 370 Frauen, die jährlich in Aichach entbinden, im Winter nach Friedberg oder gar nach Augsburg fahren - das kann doch nicht sein. Was hat das mit wohnortnaher Versorgung zu tun?”

Klaus Metzger und Klaus Habermann erklärten mit Nachdruck, dass sie die Schließung der Geburtshilfe nicht als endgültigen, sondern nur als vorübergehenden Schritt verstehen. „Wir geben nicht auf, und werden alles tun, was wir können”, versicherte der Landrat. Habermann wird helfen, denn „das ist für mich wirklich eine persönliche Angelegenheit.”


Von Wolfgang Glas
north