Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 15.08.2018 12:00

„Die eigentliche Integration beginnt jetzt”

Nun, da die Sprache von vielen schon erlernt wurde, sollen sich die Menschen selbst ehrenamtlich engagieren. Als Sprach- und Kulturmittler sollen die Zugewanderten ihren Landsleuten bei alltäglichen Problemen wie Behördengängen oder Wohnungssuche helfen. Aber es geht nicht nur ums Dolmetschen, sondern auch um die Erklärung der kulturellen Unterschiede. Die Sprach- und Kulturmittler werden in einem zweitägigen Seminar ausgebildet. Das Vorzeigeprojekt wird auch überregional sehr positiv wahrgenommen und als Modell von anderen Kommunen nachgefragt. Häufig machen die Mitarbeiter des Landratsamts zudem die Erfahrung, dass sich die Kulturmittler richtig freuen, wenn sie etwas zurückgeben können.

Auch die Zusammenarbeit mit den Vereinen klappt gut, wie Lovric berichtet. Engagement und persönlicher Kontakt sind dort eine ideale Integrationsmöglichkeit. „Denn Ehrenamt und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sind die beiden Grundpfeiler dafür, dass die Zugewanderten Nachbarn und Freunde werden”, beschreibt Goran Ekmescic, zuständig für das Bildungsmanagement am Landratsamt.

Zugleich geht die Zahl der ehrenamtlichen Asylhelfer zurück, nachdem die tatsächliche Hilfe weniger häufig nötig ist. Deshalb sei das auch kein Problem, wie Marina Lovric erklärt. „Die Zukunft liegt in der Projektarbeit.” Manche Helferkreise sind nach wie vor sehr aktiv, andere haben den Kontakt zu den Migranten quasi in den privaten Bereich geholt. Dort sind die Geflüchteten häufig schon Nachbarn und Freunde geworden.

Überaus bewährt haben sich aus Sicht des Teams vom Sachgebiet Ehrenamt, Bildung, Integration auch die Angebote an Eltern. Informationsveranstaltungen und spezielle Elterntrainings sorgen dafür, dass die Zugewanderten die Bildungs- und Betreuungsangebote kennen und wissen, welche Rechte und Pflichten es gibt. Daneben helfen eigene „Miet-Kurse” dabei, dass der Umgang mit potenziellen Vermietern, aber auch die Lektüre der verklausulierten Immobilienanzeigen erlernt wird.

Schwierig ist vor allem der Umgang mit tabuisierten Bereichen. Über Familienplanung zu sprechen, ist möglich, muss aber äußerst behutsam und in einem sehr geschützten Umfeld passieren, erklärt Marina Lovric. Auch die psychologische Betreuung traumatisierter Migranten ist nicht leicht zu bewerkstelligen. Viele lehnen es ab, mit einem Psychologen oder einer Psychologin über ihre Erlebnisse zu sprechen.


Von cal
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