Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 05.07.2018 12:00

„Halten Sie endlich den Mund”

Der Angeklagte zog es gestern vor, während der einstündigen Gerichtsverhandlung zu stehen. Das machte er zu Beginn des Prozesses klar. So recht schien er nicht zu verstehen oder zu akzeptieren, dass er wegen Körperverletzung, Beleidigung und versuchter Körperverletzung angeklagt war. Die Vorwürfe hätte man ihm „in die Schuhe geschoben”, und alles in allem sei es „eine Frechheit”, dass er als Unschuldiger vor Gericht gezerrt werde. Einen Verteidiger könne er sich nicht leisten, so forderte er während des Prozesses immer wieder einen Pflichtanwalt. Geduldig hörte Direktor Walter Hell dem 54-Jährigen zu. Einen Pflichtanwalt gibt es in einer derartigen Situation nicht, das machte Hell im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich.

„Ob sie schuldig sind, wollen wir ja hier herausfinden”, versuchte er den 54-Jährigen während der Verhandlung zu beschwichtigen. Das wollte der Angeklagte nicht verstehen.

Die Nebenklagevertreterin Marion Zech fragte er fortwährend, wer sie „überhaupt sei”, was sie im Gerichtssaal verloren hätte, und warum sie der Zeugin, ihrer Mandantin, Fragen stellen dürfe. Diverse Zwischenfragen und -Rufe ließ das Gericht kommentarlos fallen. Trotzdem wurde der Angeklagte mehrmals ermahnt. „Halten Sie jetzt den Mund!”, hieß es daher sowohl von Seiten des Staatsanwalts Michael Rauh, als auch von Walter Hell oder Marion Zech.


Von Bastian Brummer
north