Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.05.2018 12:00

Raupe Nimmersatt

Die Raupen des Buchsbaumzünslers sind leuchtend grün, bis zu sechs Zentimeter groß - und äußerst hungrig. Zuerst machen sie sich über die Blätter her, dann nagen sie die Rinde bis aufs Holz ab. Von den Formgehölzen bleibt nicht mehr viel übrig: Nachdem der aus Asien eingeschleppte Schädling zugeschlagen hat, sieht der Buchs aus wie das Waldsterben im Kleinformat.

Seit 2006 frisst sich der Buchsbaumzünsler durch Deutschland. Ursprünglich stammt er aus Ostasien. In die hiesigen Regionen kam er durch den Pflanzenhandel. In Deutschland sind vor allem unsere Nachbarn in Baden-Württemberg stark betroffen. Aber auch im Aichacher Land treibt das nimmersatte Insekt inzwischen sein Unwesen.

„Seit vorigem Jahr ist der Buchsbaumzünsler in ganz Bayern verbreitet”, bestätigt Thomas Schuster vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Er ist für den Bereich Gartenbau zuständig und hält den aus Japan, China und Korea kommenden Schädling für eine wahre Landplage - dem nur schwer beizukommen ist.

Thomas Schuster klingt frustriert, wenn er über die unaufhaltsame Invasion des Insekts spricht. Zwar gebe es Insektizide, um den gefräßigen Raupen beizukommen. Aber: Sie helfen nur, wenn man den Buchsbaum damit regelmäßig und gründlich bis ins Kroneninnere besprüht. Das größte Problem sieht Schuster in der Früherkennung, sprich: „Weil sich die Raupen vom Bauminneren nach außen fressen, lässt sich ein Befall erst spät erkennen, und dann ist es meistens schon zu spät.”

Der AELF-Experte hat deshalb wenig Hoffnung für die Zukunft. „Die Raupen haben keine natürlichen Feinde. Vögel, die den Buchsbaumzünsler einmal gefressen haben, rühren ihn beim nächsten Mal garantiert nicht mehr an”, weiß Schuster. Wegen des Buchsbaumgiftes, das der Zünsler über die Nahrung aufgenommen hat, werde den Vögeln nämlich übel. „In fünf bis zehn Jahren ist der Buchsbaum vollkommen aus der Landschaft verschwunden”, prophezeit Schuster. Wer Buchs im Gartencenter kauft, sollte die Pflanze auf einen möglichen Befall untersuchen. Feine Gespinste in der Baumkugel können erste Anzeichen sein. Um die Eier und jungen Larven zu erwischen, sollte das Gehölz kräftig zurückgeschnitten werden. Die Abfälle gut in Folie verpacken und in den Hausmüll geben.

Übrigens: Anders als in der Geschichte der Raupe Nimmersatt wird aus dem Buchsbaumzünsler kein Schmetterling, sondern ein weißer Falter mit schwarzem Saum. Seine Eier legt er gezielt auf Buchsbäumen ab.

Pro Jahr können so bis zu vier Generationen von Buchsbaumzünslern auftreten, deshalb konnte sich der Schädling hier innerhalb weniger Jahre so schnell vermehren. Rund alle zwei Monate schlüpft eine neue, hungrige Generation.


Von Thomas Winter
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