Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.04.2018 12:00

Das große Stühlerücken

„Ich wäre am Ende der nächsten Amtszeit fast 70 Jahre alt”, sagt Franz Schindele, der 2008 ins Amt kam, im Gespräch mit der AICHACHER ZEITUNG. „Man kann diesen Job nur machen, wenn man voll leistungsfähig ist.” Und ob er das mit 70 Jahren noch sei, könne man ja nicht wissen. Er sei schon mehrfach darauf angesprochen worden, dass er das Amt doch auch ausüben könne, „ohne immer Vollgas zu geben”. Das kommt für Schindele aber nicht in Frage. Außerdem sei es nicht verkehrt, wenn man die Aufgabe in andere Hände lege. Irgendwann werde jeder betriebsblind.

In Pöttmes war es seit einiger Zeit kein Geheimnis mehr, dass Schindele kein dritte Periode anstrebt. Dass er es jetzt öffentlich gemacht hat, hat auch damit zu tun, dass die Fraktionen nun definitiv Bescheid wissen und sich nach möglichen Kandidaten umschauen können. Die zu finden, dürfte nicht einfach sein: Die Anforderungen an den Sachverstand und zugleich die immense zeitliche Beanspruchung über die normalen Arbeitszeiten hinaus an Wochenenden und Abenden locken nicht gerade Heerscharen von Bewerbern an, die in anderen Jobs vielleicht ähnlich viel verdienen könnten, dafür aber nur 40 und nicht 70 und mehr Stunden pro Woche im Dienst sind. Außerdem müssen sie gewillt sein, einen festen Arbeitsplatz zugunsten eines anderen zu verlassen, von dem nicht sicher ist, dass er länger als sechs Jahre währt.

Schluss macht auch Aindlings Bürgermeister Tomas Zinnecker. Er ist heute zwar erst 58 Jahre alt, hat aber bereits vor der letzten Wahl wissen lassen, dass er am Ende seiner dritten Amtszeit kein weiteres Mal ins Rennen um den Chefsessel gehen wird. Inzwischen hat er dies auch bekräftigt.

Auch in anderen Rathäusern neigt sich eine Ära dem Ende zu. Etwa in Obergriesbach , wo Josef Schwegler nach 30 Dienstjahren seinen Hut nehmen wird. Schwegler wird am Ende seiner Amtszeit 65 Jahre alt sein. „Irgendwann reicht es, dann müssen andere ran.” Zumal die Arbeit immer härter und anspruchsvoller wird und die Bürger immer fordernder werden, wie er findet.

Auf Martin Echter in Sielenbach warten sechs Enkelkinder im Alter von ein bis sechs Jahren. Das ist einer der Gründe, nach 18 Jahren an der Spitze der Kommune aufzuhören. Die Bürokratie habe sich in diesen Jahren verzwei- oder verdreifacht, dennoch höre er nicht aus Frust auf. Im Gegenteil: Es laufe gut in der Gemeinde. Aber auch Echter, der am Ende der Amtszeit 69 Jahre alt sein wird, sagt: „Irgendwann ist es genug.”

„Ich darf mir zum Glück diese Frage gar nicht stellen”, sagt Kühbachs Bürgermeister Hans Lotterschmid. Er ist 68 Jahre alt, und älter als 67 darf ein hauptamtlicher Bürgermeister in Bayern zu Beginn einer Amtszeit nicht sein. Er habe es nicht bereut, die aktuelle Amtsperiode noch drangehängt zu haben. „Jetzt genieße ich die letzten zwei Jahre, dann dürfen andere ran.”

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Von Carina Lautenbacher
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