Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.01.2018 12:00

Sorgen um Schweine

Die Jägerschaft ist in der Frage gespalten, denn Wildschweine werden ohnehin schon stark bejagt. Dass es nicht einfach ist, den richtigen Weg zu finden, unterschreiben wohl die meisten Jäger. „Einen Bestand dezimiert man nicht einfach, indem man auf dem Stand sitzt und drauf los schießt”, erklärt Peter Bühler, Kreisjagdberater im nördlichen Landkreis Aichach-Friedberg.

Die Tiere, die als Hauptüberträger der afrikanischen Schweinepest gelten, sind bei den heimischen Landwirten seit langem unbeliebt. Reinhard Herb, Kreisobmann des Bayrischen Bauernverbandes (BBV) im Landkreis Aichach-Friedberg würde die kürzlich angekündigte massivere Jagd begrüßen. „Wildschweine kurzzuhalten ist eine Präventivmaßnahme”, erklärt er. Die Seuche rücke von Osten immer näher, Wildschweine und Wanderarbeiter trügen den Virus weiter in den Westen.

Tückisch ist er, weil er das Immunsystem der Schweine befällt und auch in verarbeitetem Fleisch nicht abgebaut wird. So kann es passieren, dass Fernfahrer die Krankheit aus Osteuropa, wo die Krankheit bereits ausgebrochen ist, nach Bayern bringen. Über Blut und Exkremente befallener Schweine wird die Krankheit weitergegeben und kann über Kot an Schuhen letztlich in Stallungen gelangen. Herb rät daher zu höchster Sorgfalt und Einhaltung gängiger Hygienevorschriften in den Ställen. Er wünscht sich Zusammenarbeit und eine pragmatische Prävention, keine „emotional geführte Debatte.” Ähnlich sieht das Wolfgang Sailer, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Augsburg (AELF). „Wenn man das Risiko eines Ausbruchs in Deutschland minimieren möchte, gehört massive Wildschweinbejagung dazu”, erklärt Sailer. Diese Bejagung sei aber frühzeitig notwendig, nicht erst dann, wenn die Seuche ausbricht. Den Tierschutz hebt er dabei hervor.

Tritt in Bayern nämlich ein Krankheitsfall auf, werden alle Mastschweine im Umkreis von zehn Kilometern gekeult, das heißt geschlachtet und vernichtet. Innerhalb dieser Zone wird nicht gejagt, damit sich potenziell erkrankte Wildschweine zum Sterben zurückziehen können. Erst außerhalb des Rings, in einem Radius von 20 bis 30 Kilometern, wird dann von außen nach innen gejagt. Ob Schonzeiten - zum Beispiel für trächtige Weibchen (Bachen) - dann weiterhin gelten oder außer Kraft gesetzt werden könnten, lässt Sailer offen. Die Entscheidung obliege dem Ministerium. Auf jeden Fall gebe die Gefahr der Schweinepest ihm Anlass, über effizientere Jagdmethoden nachzudenken. „Im besonderen der Saufang könnte, dort wo er in großem Stil sach- und fachgerecht umgesetzt werden kann, gute Ergebnisse erzielen”, so Sailer.

Peter Bühler bezeichnet die Jagd auf das sogenannte Schwarzwild sogar als „ureigenes Interesse” der Jägerschaft. Dem Ziel, viele Tiere zu erlegen, kann indes nur im Rahmen größerer Treibjagden Rechnung getragen werden. Das gilt auch für kurzfristige Einsätze mehrerer Jäger, wenn zum Beispiel Mais- oder Rapsfelder abgeerntet werden. Dort verstecken sich die Tiere und finden Nahrung, die große Bestände ermöglicht.

Und genau hier beginnt das Problem, meint zumindest Dr. Max Lederer. Der Jäger ist Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Dachau. In den Aussagen des Landwirtschaftsministers sieht er „Hysterie und Panikmache.”

Von Bastian Brummer

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