Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.01.2018 12:00

Gelbe Tonne - so nah wie nie

Am Dienstag hat die EU-Kommission eine Strategie zur Bewältigung von Plastikmüll präsentiert. Sie rechnet darin vor, dass von den 26 Millionen europaweit pro Jahr anfallenden Tonnen Plastikmüll weniger als 30 Prozent überhaupt gesammelt, geschweige denn wieder verwertet werden. Die Wiederverwertungsquote soll unter anderem durch eine sortenreine Sammlung der unterschiedlichen Kunststoffe erhöht werden - genau dieses System schafft der Landkreis mit der Einführung der Gelben Tonne ab.

Das hat nichts mit Ignoranz zu tun. Vielmehr hat der Kreistag über die Jahre den Glauben an die sortenreine Trennung verloren. Dafür sind die Dualen Systeme verantwortlich, an die die Wertstoffe übergeben werden. Sie weigern sich schlicht, über die Verwendung Auskunft zu geben. Jüngste Statistiken besagen aber, dass nur etwa ein Drittel des auf den Wertstoffhöfen gesammelten Materials weiterverarbeitet werden. Der Rest wird verbrannt. Laut Bundesgesetz soll die Verwertungsquote ab 2019 erhöht werden.

Es müssen nicht zwingend die Bürger die Kunststoffe sortieren, das können auch Maschinen tun. Spätestens dieses Argument hat die Skepsis gegenüber der Gelben Tonne reduziert. Die telefonische Bürgerbefragung (siehe Info-Kasten) hat ihr Übriges getan: 75 Prozent befürworteten die Einführung der Gelben Tonne. Die Fragen und die Auswertung kritisierten vor allem Klaus Becker (Grüne) und Josef Moll (ÖDP). Letzterer fand, dass die Umfrage eine Werbeveranstaltung für die Gelbe Tonne gewesen sei. „Wollen Sie es bequem oder unbequem? So lautete die Fragestellung.” Das ließ die Geschäftsführerin des Meinungsforschungsinstituts nicht auf sich sitzen: „Wir haben versucht herauszufinden, was die Bürger denken. Das sollte man ernst nehmen. Es war nicht gefragt, was das Beste für den Landkreis ist. Das können die Politiker entscheiden.”


Von Berndt Herrmann
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