Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 22.07.2017 12:00

Note 6 für neue Software: Programm berechnet Zeugnisnoten falsch

Nachdem die Fehler aufgefallen waren, mussten die Schulleiter ran. Sie wurden aufgefordert, die Eintragungen nachzuprüfen und händisch zu korrigieren. Im flapsig formulierten Klartext: Der gute alte Taschenrechner musste wieder rausgeholt werden. „Das bringt das Fass nun endgültig zum Überlaufen”, erklärte kürzlich die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann. Eine fehlerhafte Software sei Öl ins Feuer der ohnehin äußerst schwierigen und angespannten Situation der Schulleitungen an den Grund- und Mittelschulen.

Stimmt, wie eine kleine Umfrage unserer Zeitung im Aichacher Raum ergab. „Wir bräuchten eigentlich ein Instrument, das unsere Arbeit erleichtert, dieses System erschwert sie aber sogar”, betont Helmut Lenz, Rektor an der Grund- und Mittelschule Dasing kopfschüttelnd. 15 Jahre lang sei die Software entwickelt worden, „da geht man doch davon aus, dass sie auch funktioniert”. Mit einer Umstellungsphase habe er natürlich gerechnet, doch die sei auch nach mehreren Monaten nicht abgeschlossen.

Vielsagend ist auch die Antwort von Brigitte Beck, Rektorin an der Grund- und Mittelschule Aindling auf unsere schriftliche Anfrage: „Ich habe leider keine Zeit, mich mit Ihnen zu unterhalten, da wir mit unserem Schulverwaltungsprogramm rundum beschäftigt sind.” Von „richtig viel Ärger” und „viel zusätzlicher Arbeit” schreibt Franz Negele, Rektor der Geschwister-Mittelschule Aichach. Schulleitungen und Verwaltungsangestellte werden „ sehr belastet, weit über die Grenze des Erträglichen”, erklärt Negele, der - nicht frei von Sarkasmus - hinzufügt: „Das scheint mir auch nur in einem Beamtenapparat möglich zu sein, da die Arbeitszeit der Schulleiter wohl nicht als wertvoll erachtet wird und Überstunden ja nicht anfallen oder bezahlt werden müssen.” Nicht zu vernichtend fällt die Reaktion von Claudia Gadsch von der Mittelschule Sielenbach aus. Ja, man investiere leider (zu) viel Arbeitszeit, führe aber kein Buch über den zusätzlichen Aufwand. Zudem habe man einen kompetenten Ansprechpartner bei Problemen.


Von Robert Edler
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