Hier hat sich der Erhalt der Geburtshilfe über mehrere Monate hingezogen. Ende November war dann endgültig klar: Es wird definitiv keine Geburten mehr am Kreiskrankenhaus Schrobenhausen geben. Davon profitieren nun die Krankenhäuser im Umkreis, darunter auch Aichach. Auch Simone Specht aus Eiselsried nahe Pöttmes hätte normalerweise in Schrobenhausen entbunden. „Weil die Station zugemacht hat, sind wird nach Aichach gegangen”, sagt die frisch gebackene Dreifach-Mama.
Aktuell arbeiten in der Paarstadt fünf Hebammen und zwei Ärzte. Im Gegensatz zu Schrobenhausen habe Aichach noch großes Glück gehabt, sagt Geburtshelferin Nina Dietrich. „Wenn eine von uns ausfiel, haben wir bisher noch immer eine Vertretung gefunden.” Das könne sich aber auch ganz schnell ändern, so die Aichacher Hebamme. Denn viele routinierte, hochprofessionelle Hebammen entschieden sich heute immer öfter, aus der Geburtshilfe auszusteigen und nur noch die Geburtsvor- und -nachsorge zu machen.
Laut Dr. Ronald Goerner müssten Ärzte und Geburtshelferinnen mittlerweile „enorm viel Dienst leisten”. Das hänge damit zusammen, dass der Zeitpunkt einer Geburt noch immer unkalkulierbar sei, so Goerner, und dass Hebammen in der Geburtshilfe quasi rund um die Uhr verfügbar sein müssten. „Von dem, was sie hier verdienen, können die freiberuflichen Hebammen aber nicht leben”, macht der Mediziner deutlich.
Die Bestrebungen der Bundespolitik, Geburtshilfen zu standardisieren und in größere Zentren wie Augsburg oder Ingolstadt zu verlegen, sieht Goerner skeptisch. Manche Gynäkologien arbeiteten zwar mit Defiziten. „Dabei wird aber vergessen, dass eine Geburtshilfe das Entrée für eine Klinik ist.” Heißt konkret: Wer positive Erfahrungen bei der Geburt seiner Kinder gemacht hat, wird dem Krankenhaus vielleicht auch später die Treue halten.
Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe der Aichacher Zeitung vom 20. Dezember 2016.