Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.09.2015 12:00

Ein Helfer für die Helfer

Aktuell leben im Wittelsbacher Land 1150 Flüchtlinge, die rund 180 in der Erstaufnahmeeinrichtung in Friedberg nicht mitgerechnet. Bislang kümmert sich die Freiwilligenagentur um die ehrenamtlichen Helfer. Doch deren Koordinierung sprengt die Kapazitäten der Agentur, die Schulungen ebenso wie Qualifizierungsmaßnahmen und Vernetzungstreffen anbietet. Das Aufgabenprofil der neuen Kraft soll neben einer Bestandsaufnahme der vorhandenen Strukturen in den Gemeinden vor allem die Ehrenamtlichen beraten und mit den weiteren Akteuren der Sozialverbände und der Behörden ins Gespräch bringen.

Nachdem man ursprünglich mit 1000 Asylbewerbern bis zum Jahresende gerechnet hatte, ist inzwischen weiterer Personalbedarf entstanden. Dem kann vorerst aber ohne Nachtragshaushalt Rechnung getragen werden, weil neue Mitarbeiter kurzfristig über die landkreiseigene Personalgesellschaft eingestellt werden können, ehe sie im nächsten Jahr in „ordentliche” Anstellungsverhältnisse wechseln können. Finanzielle Nachteile sollen ihnen dadurch nicht entstehen. Wobei Landrat Klaus Metzger deutliche Worte fand: Insgesamt ist eine Stellenmehrung von etwa 30 notwendig, der Fuhrpark wurde bereits um vier Fahrzeuge aufgestockt und für das zusätzliche Personal wird im ohnehin schon vor Jahren zu eng gewordenen Landratsamt nicht genügend Platz sein.

Inzwischen stellen auch immer mehr Gemeinden Personal für den Asylbereich ein. Eine der ersten war Dasing, wo inzwischen 110 Asylbewerber leben. Die Einstellung der Halbtagskraft hat sich aus Sicht von Bürgermeister Erich Nagl auch sehr bewährt. Inzwischen werde sogar darüber nachgedacht, die Stelle aufzustocken und an der Verwaltungsgemeinschaft anzusiedeln, zu der neben Dasing auch Sielenbach, Adelzhausen, Obergriesbach und Eurasburg gehören.

In Pöttmes geht man für die 90 Asylbewerber den gleichen Weg. Um die Mehrarbeit aufzufangen und dem Anspruch auf eine angemessene Betreuung der Flüchtlinge und der Helfer gerecht zu werden, soll dort eine Teilzeitstelle geschaffen werden - zumal in der Verwaltung viele Überstunden aufgelaufen sind und die neue Kraft zugleich reguläre Verwaltungsaufgaben übernehmen soll.

Es ist ein Modell, das Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann kritisch sieht: Es könne nicht sein, dass die Kommunen die Lasten und dann auch noch die Kosten tragen. Da seien der Bund, die Länder und auch der Landkreis zuerst in der Pflicht. „Außerdem haben wir früher schon ganz andere Flüchtlingszahlen bewältigt.”

In seinem Haus gehe es bei 300 Asylbewerbern ohne eine zusätzliche Einstellung. Was anfällt, macht der Chef selbst.


Von Berndt Herrmann
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