Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 14.03.2012 16:03

Der große Wurf

<p>  <x_bildunterschr>  <b>Drei Stockwerke hoch, </b> ein asymetrisch-trichterförmiger Eingangsbereich, eine Wendeltreppe, die sich durch eine von oben belichtete Aula nach oben schlängelt – sollte dieser Vorentwurf verwirklicht werden, hätte Affing tatsächlich ein höchst spannungsreiches Ortszentrum geschaffen. </x_bildunterschr>  </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Drei Stockwerke hoch, </b> ein asymetrisch-trichterförmiger Eingangsbereich, eine Wendeltreppe, die sich durch eine von oben belichtete Aula nach oben schlängelt &ndash; sollte dieser Vorentwurf verwirklicht werden, hätte Affing tatsächlich ein höchst spannungsreiches Ortszentrum geschaffen. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Drei Stockwerke hoch, </b> ein asymetrisch-trichterförmiger Eingangsbereich, eine Wendeltreppe, die sich durch eine von oben belichtete Aula nach oben schlängelt &ndash; sollte dieser Vorentwurf verwirklicht werden, hätte Affing tatsächlich ein höchst spannungsreiches Ortszentrum geschaffen. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Drei Stockwerke hoch, </b> ein asymetrisch-trichterförmiger Eingangsbereich, eine Wendeltreppe, die sich durch eine von oben belichtete Aula nach oben schlängelt &ndash; sollte dieser Vorentwurf verwirklicht werden, hätte Affing tatsächlich ein höchst spannungsreiches Ortszentrum geschaffen. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Drei Stockwerke hoch, </b> ein asymetrisch-trichterförmiger Eingangsbereich, eine Wendeltreppe, die sich durch eine von oben belichtete Aula nach oben schlängelt &ndash; sollte dieser Vorentwurf verwirklicht werden, hätte Affing tatsächlich ein höchst spannungsreiches Ortszentrum geschaffen. </x_bildunterschr> </p>

Nur rund 120 Affinger – inklusive Bürgermeister Rudi Fuchs und beinahe der komplette Gemeinderat – hatten sich am Dienstagabend in der Mehrzweckhalle eingefunden. Schade, denn die Präsentation hätte mehr Interessenten verdient. In seinen Begrüßungsworten erinnerte Rudi Fuchs zunächst an die Geschichte der Affinger Rathauspläne, die mittlerweile über 25 Jahre zurückreichen. Doch erst der Bürgerentscheid, der sich gegen den Bau eines Feuerwehrhauses auf dem Grundstück der ehemaligen alten Schule in der Ortsmitte ausgesprochen hatte, habe schlussendlich den Weg für den Rathausbau freigemacht. Nachdem man im Juli 2010 die Machbarkeitsstudie öffentlich vorgestellt hatte, folgten eineinhalb Jahre der Debatten und Vorplanungen im Gemeinderat – inklusive einer Exkursion, in deren Verlauf das Gemeindezentrum von Ludesch im Vorarlberg besucht wurde.

Diese Reise, da waren sich am Dienstag alle einig, war ein erster Durchbruch für jene Konzeption, für die Architekt Manfred Lux von Anfang an geworben hatte, und für deren Machbarkeit der eigens angereiste Alt-Bürgermeister der 3500-Seelen-Gemeinde Ludesch, Paul Amann, am Dienstag in einem geradezu leidenschaftlichen Vortrag warb. Das von ihm als Projektleiter konzipierte Gemeindezentrum darf nämlich mit Fug und Recht als ökologischer Musterbau bezeichnet werden: Er erreicht Passivhausstandard, es wird mittels Photovoltaik und Solaranlagen mehr Energie erzeugt als verbraucht, es wurden einheimische Baustoffe von einheimischen Firmen verbaut – übrigens fast ausschließlich Weißtannenholz – und penibel darauf geachtet, keinerlei Giftstoffe, oder gesundheitsbelastende Materialien zu verwenden. „Und wenn Sie immer noch glauben, dass das alles viel teurer kommt, als herkömmliches Bauen, dann sage ich Ihnen: Das stimmt nicht!“, versicherte Amann und präsentierte flugs die passenden Prozentzahlen.

Die Bühne war somit bereitet für den Architekten. Manfred Lux beschrieb zunächst die vier Zielvorstellungen, auf die sich der Gemeinderat nach ausführlichen Beratungen verständigt habe. Energieoptimiertes Bauen bezüglich des Energieeintrags über die Glaselemente, Dämmung und Wärmespeicherung; gesundes und reines Bauen mit Materialien, Bauteilen und Techniken – vor, während und nach dem Herstellen des Gebäudes; regional gebundenes Bauen mit Produkten und Handwerkern aus der Region sowie Zeit gemäßes Bauen, das auf die Umgebungssituation in Form, Bauart und Atmosphäre eingeht. „Es gibt einfach keinen Grund mehr für nostalgische Sprossenfenster.“

Tatsächlich verblüffte Lux’ Entwurf, den er anhand von ersten Planskizzen, Grafiken und einigen Modellen ausführlich vorstellte, durch seine ungewöhnliche Beschaffenheit. Er habe die Grundstücksform der Konzeption zugrunde gelegt, erklärte Lux die aus verschiedenen Perspektiven ganz unterschiedlich wirkenden, nie aber langweilig daherkommenden Umrisse. Je nach Blickwinkel drängen sich Assoziationen auf – gar an ein Hundertwasser-Haus fühlte sich eine junge Besucherin erinnert. Basierend auf der Grundform eines Würfels ist diese an den Ecken elegant aufgebrochen, nimmt sich Anleihen beim Diamantenschliff, betont mittels des trichterförmigen und darum tief und wuchtig wirkenden Eingangsbereiches ihre hegemonialen Ansprüche als erstes Gebäude im Ort, um sich dank erstaunlich niedriger Traufhöhe und großflächigen Glasausblicken trotzdem mit den benachbarten „Dominatoren“ – Kirche und Schlossökonomie – spielerisch zu versöhnen.

Kein Zweifel – Bescheidenheit zeichnet diesen kühnen Vorentwurf nicht unbedingt aus, doch die wäre in derart exponierter Lage auch gänzlich unangebracht. „Wir bauen für die Zukunft“, sagte Rudi Fuchs und Manfred Lux lobte die „wirklich heftigen Diskussionen“ mit den Ratsmitgliedern, die wichtige Weichenstellungen erbracht hätten.

„Richtig stolz“ sei er, ein solches Projekt in Affing verwirklichen zu dürfen, „richtig stolz“ auch auf die vom Gemeinderat mit angestoßene und beschlossene Konzeption des ökologischen Musterbaus. Ob jedoch die Affinger dereinst „richtig stolz“ auf ihr Rathaus sein werden, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht ganz unwesentlich wird dabei die Frage sein, wie viele Kompromisse Lux bis zum abschließenden Entwurf wird schlucken müssen. Eines nämlich ist den ersten Studien bereits anzumerken: Zu viel Verwässerung wird diesem Projekt nicht gut tun können. Denn „ein bisschen kühn“ ist in etwa so glaubhaft wie „ein bisschen schwanger“.

Von Pat Lauer


Von PLauer
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