Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 25.02.2011 17:07

„Ost ist keine Alternative“

<p> <x_bildunterschr> <b>Rolf Fissel. </b> </x_bildunterschr> </p>
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Das Bauamt beauftragte Professor Harald Kurzak, die von der Igusag vorgeschlagene Trasse (Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße von Affing über Frechholzhausen nach Derching, Verbreiterung, Verstärkung, Umfahrung Frechholzhausens und Entschärfung der 90-Grad-Kurve bei Derching), die so genannte Ostumfahrung also, auf verkehrliche Wirksamkeit zu untersuchen. Kurzak kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Ostumfahrung nur der Durchgangsverkehr durch Affing, Aulzhausen und Mühlhausen verlagert werde, der sein Fahrtziel im Osten Augsburgs (Lechhausen, Hochzoll) oder Friedberg habe oder auf die A 8 wolle. Die meisten Fahrer aber wollten da gar nicht hin, sondern in die Innenstadt, nach Augsburg-West oder -Süd, nach Mühlhausen oder Gersthofen. Und diese würden trotz Ostumgehung weiter auf der 20 35 durch Affing, Aulzhausen und Mühlhausen bleiben, da diese Strecke kürzer sei. Bereits heute würden die Autofahrer, die aus Affing oder Haunswies kämen, via Frechholzhausen zur neuen Autobahnauffahrt Friedberg fahren, wenn sie damit ihr Ziel schneller erreichten.

Kurzak äußert sich konkret so, dass die Entlastungswirkung der Nordtrasse in Affing bei minus 57 Prozent liege, bei der Ostumfahrung jedoch unter 40 Prozent. Mit Nord plus West werde sich der Verkehr in Mühlhausen auf 6000 Fahrzeuge um minus 64 Prozent reduzieren, bei der Ostvariante der Igusag nur um 13 Prozent auf 14 600 Fahrzeuge pro Tag.

Allein wegen der geringeren Entlastungswirkung stelle also die Ostumfahrung schon keine echte Alternative zu Nord plus West dar, so Harald Kurzak. Zudem rechnete der Verkehrsgutachter die Ergebnisse des Igusag-Experten Richard Obermeier nach. Dieser habe hinsichtlich des Flächenverbrauchs bei einer Straßenbreite von 20 Metern und einer Länge von 4,7 beziehungsweise 5,1 Kilometern für die Ostvariante 6,8 oder 7,8 Hektar errechnet; richtig seien jedoch 9,4 oder 10,2 Hektar.

Der Abstand der Nordumfahrung zu Gebenhofen und Anwalting liege bei mindestens 185 Metern, die Ostumgehung im Modell Obermeier aber führe 20 Meter an der Bebauung von Frechholzhausen vorbei. Zudem würden die Anlieger der Derchinger Bergstraße, die durch die A 8 schon belastet seien, weiter in Mitleidenschaft gezogen. Kurzak kritisiert, dass Obermeier davon ausgeht, dass man den Oberbau der Gemeindeverbindungsstraße verstärken und die Straße verbreitern könne, das aber müsste erstmal geprüft werden. In jedem Fall aber komme das teuer und diese Kosten habe die Igusag im Variantenvergleich nicht berücksichtigt. Ebenso habe man die Kosten für Lärmschutz außen vor gelassen. Dieser wäre nämlich bei der Igusag-Lösung in Mühlhausen, Derching und Frechholzhausen nötig und ein Meter Lärmschutzwand (drei Meter hoch) koste 1000 Euro, bei 1,5 Kilometern wären das also allein 1,5 Millionen Euro Mehrkosten. Wenn die Igusag ausführe, dass Belange des Lärmschutzes durch Nord plus West stärker beeinträchtigt würden als durch Ost, stehe das im Widerspruch zu ihrem eigenen Obermeier-Gutachten. Bei Nord-West nämlich seien keine Schutzmaßnahmen erforderlich.

Auch zur naturschutzrechtlichen Unverträglichkeit, die die Igusag bei der Mühlhauser Westumfahrung als gegeben sieht – ihr Gutachter Karl Ecker listete erhebliche Beeinträchtigungen auf, die einer Genehmigung von vorne herein im Wege stünden – nahm das Bauamt Stellung. Die Gemeinde Affing habe das Büro Eger & Partner mit der landschaftspflegerischen Begleitplanung beauftragt und dieses sei zu dem Schluss gekommen, dass sicherlich sensible Teilräume berührt würden, was aber zu keiner erheblichen Beeinträchtigung der Erhaltungsziele des FFH-Gebiets führe und laut Naturschutzgesetz zulässig sei.

Alles in allem sieht man beim Bauamt trotz Igusag-Unterlagen keinen Grund, von der bisherigen Planung abzuweichen. Man werde die Ostvariante im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens angemessen würdigen und in den Entscheidungsprozess einbeziehen. Bürgermeister Rudi Fuchs meint dazu: „Diese Würdigung Kurzaks hat auf wissenschaftlicher Basis mein Bauchgefühl bestätigt.“ Auf die Tagesordnung des Gemeinderats werde er die Angelegenheit nicht setzen.

Josef Schmid, Vorsitzender der Igusag, zeigte sich von der Stellungnahme des Bauamts wenig überrascht: „Das war zu erwarten. Unser Anwalt muss das nun prüfen, ich werde nächste Woche mit ihm sprechen.“ Zum Vorwurf eines Rechenfehlers wollte Schmid nicht ins Detail gehen. „Man kann halt verschiedene Faktoren anführen, der eine rechnet so, der andere so.“ Er gehe jedoch nicht davon aus, dass das Thema im März im Augsburger Stadtrat zur Sprache komme: „Die müssen zunächst die Planfeststellung abwarten.“


Von MGrunert
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