Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.07.2010 17:25

Der Würfel ist gefallen

<p>  <h2>  <p>Nur zwei Gemeinderäte votierten für Erhalt </p>  </h2>  </p>
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Dass es so ausgehen würde, hatte sich schon im Vorfeld abgezeichnet, doch dass die alte Schule so wenige Fürsprecher haben würde – nur Willi Kosub und Hubert Brucklachner sprachen sich für den Erhalt des Kleinods aus – war überraschend.

Zu Beginn der Diskussion beklagte zweiter Bürgermeister Rolf Fissel, dass sich Leute über die mangelnde Transparenz bei den Planungen beschwerten. Er könne sich nicht erinnern, so Fissel, dass jemals etwas offener besprochen worden sei als die Ortskerngestaltung. Die Kritiker hätten sich jederzeit einbringen können und nun zu akzeptieren, dass in einer „repräsentativen Demokratie Mehrheiten entscheiden, gewählte Gremien. Wir sind hier keine 20 Deppen oder Nickauguste!“ Der Gemeinderat habe beim Grundstücktausch das letzte Wort gehabt. Er lasse es nicht auf sich sitzen, dass er über den Tisch gezogen worden sei. Rolf Fissel wörtlich: „Zum Mitschreiben: Der Gemeinderat, nämlich wir, bestimmen, was in Affing zu geschehen hat!“ Bürgermeister Rudi Fuchs schloss sich mit einem zeitlichen Abriss, wer wann wo die Möglichkeit hatte, an der Ortskernplanung mitzuarbeiten, an. Architekt Manfred Lux bestätigte, dass er erst durch den Grundstückstausch wirklich gut planen könne „für die nächsten 50 Jahre“. Der Tausch habe die Studie verzögert, erst danach sei die Planung des Würfels möglich gewesen. Dieser sei nun bei einer Seitenlänge von 15 Metern ein Drittel größer als die alte Schule und ein Drittel kleiner als das Schloss.

Die alte Schule hätte man nicht entkernt, sondern saniert, um ihren Charakter zu erhalten. Neue Heizung, Elektrik, Fenster, ja. Doch nur die Wände stehen zu lassen und dahinter modern zu bauen, empfände er als heuchlerisch, so Lux. „Sanieren im jetzigen Bestand? Da stellst ja leichter ein Zelt auf“, fand Josef Engelschalk. Georg Engelhard stieß sich an einem Vermerk des Planers, der Schulsaal sei zu klein für eine Nutzung als Sitzungssaal. „Für eine öffentliche Sitzung wie heute schon, für interne, wie Sie sie sonst immer halten, nicht“, erklärte Manfred Lux.

Willi Kosub hatte sich informiert und berichtete, der Rehlinger Sitzungssaal messe genau wie die Schulsäle 70 Quadratmeter und auch im Aindlinger Neubau stünde mit 86 Quadratmetern nicht so viel mehr Raum zur Verfügung. Im 1 b könne man zur Not eine Wand rausnehmen und erhalte dann sogar 105 Quadratmeter. Dagegen wehrte sich der Architekt. Bei einem Erhalt des Gebäudes habe man mit dem Bestehenden umzugehen.

Josef Schmid erklärte, für einen neuen Sitzungssaal würden doch wohl „ergonomische Vorgaben“ gelten und dann werde es mit neuen Möbeln schon eng in der alten Schule. Variante 1, Alt plus Neu, zerstöre das Flair, und kosten-nutzen-orientiert müsse man für künftige Generationen bauen.

Hubert Brucklachner plädierte leidenschaftlich für die Schule. „Ihre modernen Gebäude könnten überall stehen, wir haben keinen Bezug dazu. Diese Beliebigkeit gefällt mir nicht“, sagte er dem Architekten ins Gesicht. Später dann hänge man in dem Neubau Fotos der alten Schule auf und denke daran, wie schön es mal gewesen sei. Man habe nun, so Brucklachner, die einmalige Chance, Alt und Neu zu verbinden. Mit dem Abriss zerstöre man die Geschichte der Bildung, ein Alleinstellungsmerkmal Affings. Lux wehrte sich: „Das dürfen Sie zu mir nicht sagen, dass ein Neubau austauschbar wäre!“ Ein zeitgemäßer Anspruch sei legitim und er wolle dem Gemeinderat gerne Rathäuser in Vorarlberg zeigen, die modernen Menschen keine faulen Kompromisse abverlangten.

Franz Wallner wunderte sich, dass so wenige für den Erhalt der Schule sprachen. Er selbst sah aber zu viele Mängel an dem Gebäude, um für dessen Erhalt zu votieren.

Markus Winklhofer meinte, Objektivität falle schwer bei dieser Entscheidung, doch die nicht optimale Nutzbarkeit sei das Problem. Er habe es sich größer vorgestellt und sei bei der Besichtigung überrascht gewesen von den kleinen Sälen. Er hoffe, dass in Zukunft mehr Bürger zu den Sitzungen kämen. Der Gemeinderat sei das wichtigste Organ einer Gemeinde, dass sage er nun ohne Selbstzweck, doch die Schule biete für diesen nicht genug Platz.

„Eine Stunde lang“ habe er vor dem 1 b gestanden, berichtete Stefan Matzka. Eine Sanierung, Alt plus Neu, das sei nichts Halbes und nichts Ganzes. Das 1 b sei ein „finanziell nicht überschaubarer Faktor“. Man werde wohl im 21. Jahrhundert einen Bau fertig bringen, der zum Ort passe. Die Pyramiden seien ja auch teilweise weg. Er habe lange für den Entschluss gebraucht, doch wenn es sein Haus wäre, er würde es auch wegreißen.

Ein „logisch denkender Mensch“ müsse für den Abriss sein, fand Wolfgang Hörmann. Man solle „etwas Neues wagen, dessen Räume zweckmäßig seien“, sagte Reiner Baumgartl. Siegfried Haas betonte, wenn man Geld in die Hand nehme, solle dabei etwas herauskommen, das so flexibel und leistungsorientiert wie möglich sei. Georg Brandmeier erklärte, er hätte ein Problem gehabt, wenn die Gemeinderäte aus dem Kernort Affing für den Erhalt gestimmt hätten, doch bei 50:50 wähle er den Neubau.

Bürgermeister Rudi Fuchs selbst betonte, er sei nie Vorreiter für ein Rathaus gewesen, doch nach dem Bürgerentscheid habe er den Wunsch danach akzeptiert und „wenn ich, der ich nicht hier geboren wurde, abwäge, dann sehe ich in Variante 3 einen ausgewogenen Baukörper, der sich ans 1 b anlehnt. Ein stolzes Gebäude, ein repräsentatives Rathaus, auf Jahrzehnte positioniert.“ Auch wenn ihm selbst das genügt hätte, wo er jetzt sei. Die alte Schule sei sympathisch, stehe aber nicht unter Denkmalschutz.

Architekt Manfred Lux möchte nun, nachdem der Abriss beschlossene Sache ist, mit den Bürgern, die dazu Lust haben, ein Buch über die alte Schule verfassen.

Bis zum Abriss bleibt das Transparent „Ein neuer Ortskern nur mit Umgehung“ am 1 b hängen.


Von MGrunert
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