Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 12.05.2017 12:00

Ein Stück Heimat: Salzberg-Kapelle wird eingeweiht

Die Kapelle  steht wieder, umringt von Bäumchen, auf dem Salzberg. Der Tornado hatte den Platz verwüstet, einzig die Madonnenfigur (linkes Foto) überstand das Unwetter. Am Sonntag wird auf dem Salzberg gefeiert. 	Fotos: Josef Abt (Fotos: Josef Abt)
Die Kapelle steht wieder, umringt von Bäumchen, auf dem Salzberg. Der Tornado hatte den Platz verwüstet, einzig die Madonnenfigur (linkes Foto) überstand das Unwetter. Am Sonntag wird auf dem Salzberg gefeiert. Fotos: Josef Abt (Fotos: Josef Abt)
Die Kapelle steht wieder, umringt von Bäumchen, auf dem Salzberg. Der Tornado hatte den Platz verwüstet, einzig die Madonnenfigur (linkes Foto) überstand das Unwetter. Am Sonntag wird auf dem Salzberg gefeiert. Fotos: Josef Abt (Fotos: Josef Abt)
Die Kapelle steht wieder, umringt von Bäumchen, auf dem Salzberg. Der Tornado hatte den Platz verwüstet, einzig die Madonnenfigur (linkes Foto) überstand das Unwetter. Am Sonntag wird auf dem Salzberg gefeiert. Fotos: Josef Abt (Fotos: Josef Abt)
Die Kapelle steht wieder, umringt von Bäumchen, auf dem Salzberg. Der Tornado hatte den Platz verwüstet, einzig die Madonnenfigur (linkes Foto) überstand das Unwetter. Am Sonntag wird auf dem Salzberg gefeiert. Fotos: Josef Abt (Fotos: Josef Abt)

Viele Anwaltinger und Gebenhofener waren zutiefst betroffen, als sie an Christi Himmelfahrt, am Morgen des 14. Mai 2015, die Zerstörung der Kapelle sahen: Dach und Dachstuhl der Kapelle fehlten vollständig, die Bäume des kleinen Kiefernwäldchens, das die Kapelle zu „Unserer Lieben Frau von den Sieben Schmerzen” auf dem Salzberg umgeben hatte, waren umgeknickt wie Streichhölzer. Ein Bild der Zerstörung und anfangs für viele wohl auch der Mutlosigkeit. Es stand die Frage im Raum, ob eine Wiederherstellung der Kapelle überhaupt denkbar wäre. Ein Symbol der Hoffnung aber war die Marienstatue auf dem Salzberg. Die Madonna hatte - nun deutlich neben der Kapelle in die Höhe ragend - den Tornado überstanden. Lediglich ein Stückchen eines Fingers war abgebrochen. Für viele ein Wunder, ein Zeichen, dass die Mater Dolorosa schützend bei den Menschen war, während der Tornado wütete. Denn trotz der enormen Zerstörung, war kein Menschenleben zu beklagen gewesen.

Der fehlende Finger der Statue wurde ersetzt, die Reparatur ist derzeit noch deutlich zu erkennen. Im Laufe der Jahre wird sich die Farbe anpassen und weniger auffallen, eine Narbe bleibt aber.

Jetzt erstrahlt die Salzbergkapelle in neuem Glanz. Für Bischofsvikar Martin Riß, der in der Pfarreiengemeinschaft Affing tätig ist, sind die großen Leistungen und das Engagement der vielen ehrenamtlich tätigen Menschen äußerst beeindruckend. Besonders der Kirchenpflegerin Ingrid Mägele und den weiteren Mitgliedern der Kirchenverwaltung, Werner Zwick und Rosmarie Sedlmeir, gelang es, mit der mit Hilfe vieler Bürger den Salzberg mit der Marienkapelle schön zu gestalten. Der Treppenaufgang zur Marienkapelle wurde gepflastert, ein Wassertank wurde eingefügt und ein Elektroanschluss verlegt. Auch die Außenanlagen rund um die Kapelle mussten erneuert werden. Hinsichtlich der Baumpflanzungen engagierte sich die damalige Klasse 6c der Affinger Realschule. Am 30. November 2015 setzten die Kinder nach den Plänen von Förster Rolf Banholzer die neuen Gewächse.

Nicht nur Bischofsvikar Martin Riß hat eine besondere Beziehung zur Salzbergkapelle, sondern auch der Pfarrer im Ruhestand, Jakob Zeitlmeir. „Den Anwaltingern und Gebenhofenern ist die Salzbergkapelle immer schon am Herzen gelegen, sie ist ein Stück Heimat.” Zeitlmeir kann sich noch an seine Kindheit erinnern, als die Gebenhofener und Anwaltinger Kinder und Jugendlichen in der Salzbergkapelle Kommunion- und Firmunterricht hatten. Weiter erzählt er, dass Pfarrer Wiedemann, lange Jahre Geistlicher in der Pfarrei Gebenhofen-Anwalting, so lange es ging, vom Frühjahr bis zum Herbst, monatlich eine Messe auf dem Salzberg hielt. Dazu kamen sehr viele Menschen, die kleine Kapelle war gedrängt voll. „Die Kinder standen vorne, und es war interessant zu sehen, wie sich der Pfarrer für die Messe angezogen hat”, berichtet Zeitlmeir. Mit der Salzbergkapelle seien die Gebenhofener und Anwaltinger „innerlich verwurzelt”, meint er.

Auch für Pfarrer Max Bauer ist die Salzbergkapelle ein wichtiger Ort, um Ruhe und Kraft zu tanken. Er freut sich auf das große Fest am Sonntag. Nicht nur als Pfarrer, sondern auch ganz persönlich ist die Kapelle für ihn ein Ort, zum „Beten, Danken und auch Klagen”. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, einmal pro Woche ein Licht am Salzberg zu entzünden.

Interessant ist nicht nur die moderne Technik, mit der das Gotteshaus ausgestattet wurde, sondern auch dessen Geschichte. 1694 berichtete der damalige Pfarrer von Gebenhofen, Johann Wilhelm Schlickh, dass einem Reisender zwischen Gebenhofen und Anwalting großes Unglück widerfahren sei. Er gelobte, ein Bildnis der schmerzhaften Muttergottes aufzustellen, falls sie ihm helfen würde. Vermutlich hatte der Reisende einen Reitunfall. Er wurde gerettet. Dieses Ereignis wurde als sehr bedeutsam angesehen und man errichtete an jenem Ort - dem Salzberg - eine Kapelle. Wahrscheinlich wurde der Bau erst 1702 beendet.

Das Grundstück hatte der Anwaltinger Probstbauer Hans Wanner zur Verfügung gestellt. Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab meint: „Das Geld zum Bau nahm man vom Opfergeld der Gebenhofener Kirche, die als Mutterkirche bezeichnet wurde, wahrscheinlich aber auch von Anwaltinger Bauern. (...) Wahrscheinlich hat auch die Hofmarkschaft von Affing nicht nur die Erlaubnis zum Bau erteilt, sondern auch einen Beitrag geleistet.” Es ist nicht klar, ob die erwähnte Kapelle die heutige Kapelle ist, oder ob es sich bei dieser um einen Nachfolgebau handelt. 1874 berichtete Pfarrer Baumgartner an das Ordinariat, dass die Kapelle wegen des großen „Volkszulaufs” vergrößert werden musste. Bei der Ausstattung der damaligen Salzbergkapelle wurden vermutlich Künstler berücksichtigt, die auch in den Kirchen in Anwalting und Gebenhofen tätig waren: der Friedberger Maler Sigismund Reis, der in der Anwaltinger Kirche das Fresko im Chorraum gemalt hat, und Stuckateur Franz Xaver Feichtmayr, der in der Pfarrkirche Gebenhofen die Stuckarbeiten ausgeführt hat.

Bleibt noch zu fragen, woher die Bezeichnung Salzbergkapelle stammt. Raab glaubt nicht daran, dass eine alte Salzstraße der Grund für die Bezeichnung des Hügels zwischen Gebenhofen und Anwalting ist. Eher passe wohl eine Herleitung von „Salz” zu „Abhang, Böschung, Gefälle, Halde”. Letztendlich ist sich die Wissenschaft nicht einig.

Die Segnung der renovierten Salzbergkapelle zwischen Gebenhofen und Anwalting findet am Sonntag, 14. Mai, statt. Um 9.30 Uhr beginnt der Festgottesdienst im Zelt auf dem Salzberg. Danach gibt es Mittagessen im Stadl von Konrad Golling. Um 14.30 Uhr findet auf dem Salzberg eine Maiandacht statt. Anschließend gibt es Kaffee und Kuchen.

Die Abendschau im BR Fernsehen und die Radiosendung „Mittags in Schwaben” auf Bayern1 zwischen 12 und 13 Uhr berichten heute, Freitag, 12. Mai, aus Affing. In den Beiträgen über den Tornado erzählen Betroffene, wie sie die Katastrophe erlebten und welche Spuren sie bis heute hinterlassen hat. Auch die Segnung der Salzbergkapelle wird thematisiert. „Ein Ort zum Beten, Danken und auch Klagen”

Wer die Salzbergkapelle in Zukunft besichtigt, wird erstaunt sein, dass die früheren Nachbildungen der Figuren in den Seitennischen der Kapelle durch Nachbildungen der Originale, die sich gut gesichert in der Anwaltinger Kirche befinden, ersetzt wurden. Es war notwendig, da 1964 in der Kapelle eingebrochen und zwei wertvolle Engel gestohlen wurden.

Modernste Technik macht die Nachbildung der Originale, die vermutlich von dem Friedberger beziehungsweise Bachener Künstler Bartolomäus Öberl geschaffen wurden, möglich: In 3D-Druck wurden die Figuren hergestellt und von Reinhard Binapfl gefasst. Finanziell ermöglicht wurde dies durch eine Spenden-Aktion von Landrat Klaus Metzger sowie den Firmen Voxeljet, Erwin Christofori (Vermessung, Laserscanning) und Reinhard Binapfl (Kirchenmaler). Über die gelungene Renovierung der Kapelle freuen sich (von links) die Anwaltinger Pfarrgemeinderatsvorsitzende Rosmarie Sedlmeir, Kirchenpflegerin Ingrid Mägele, Landrat Klaus Metzger, Pfarrer Max Bauer, Kirchenmaler Reinhard Binapfl, Dr. Ingo Ederer von Voxeljet und Werner Zwick von der Kirchenverwaltung Anwalting. Foto: Christine Schmid-Mägele


Von Ines Speck
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