Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.09.2016 12:00

Hundeflüsterin ohne eigenes Domizil

Die Affingerin betreibt eine eigene Hundeschule, hat im Laufe ihrer Tätigkeit bereits über 2000 Vierbeiner betreut: „Der Hund war noch nie das Problem. Es ist immer der Mensch!” Sonja Stangl weiß, wovon sie spricht. Sie bildet Therapie-Begleithunde aus oder Suchhunde für die Rot-Kreuz-Staffel und wird oft gerufen, wenn der eigentlich brave „Familienzuwachs” unerwartet die Zähne zeigt und sich anschickt, das Kommando zu übernehmen, während die Besitzer ratlos daneben stehen. Zu ihren Kunden gehört die Hausfrau mit dem Zamperl für die Kinder, oder auch die Ärztin, die ihren Vierbeiner gerne zu Hausbesuchen ihrer Patienten mitnehmen möchte. Sie übernehmen also die von Sonja Stangl eingeforderte Verantwortung und haben unter dem zunehmend schlechten Ruf der Hundehalter zu leiden. Viele kümmern sich vorbildlich um ihre Vierbeiner, bilden sie aus und beseitigen wie selbstverständlich die Hinterlassenschaften - „leider gibt es auch schwarze Schafe”.

Die Affingerin hat selbst drei Vierbeiner. Die beiden Mischlinge Bella und Magnus hat sie vor 13 beziehungsweise 14 Jahren aus griechischen Tierheimen gerettet, vor einiger Zeit kam mit Khan ein eineinhalbjähriger Ridgeback-Mix dazu. Seine Geschichte steht sinnbildhaft für ein weiteres, immer wieder auftauchendes Problem heutiger „Hundefreude”: schlechte Haltung. Khan wurde bei einem Züchter erworben, von den Käufern nach einiger Zeit aber wieder zurückgegeben. Weil der Vierbeiner größer als erwartet wurde und die Besitzer völlig überfordert waren. Sonja Stangl hat sich bei Anton Fichtlmeier ausbilden lassen, lehrt bis heute nach dessen Konzept und war zunächst vier Jahre lang bei einer Hundeschule in Neusäß angestellt. 2009 hat sie sich selbstständig gemacht und 2010 bei Aichach ihren ersten Hundeplatz eröffnet. Ende 2015 musste sie das Gelände aufgeben, die Eigentümer funktionierten die Wiese in einen Parkplatz um. Seitdem ist die gelernte Steuerfachgehilfin im gesamten nördlichen Landkreis auf der Suche nach Ersatz. Erfolglos. Die Absagen füllen einen Ordner, der Frust sitzt tief.

„Man will gut erzogene Hunde, eine Hundeschule will man aber nicht”, lautet ihr entnervtes Fazit. Dabei liege es eigentlich nicht am Mangel an potenziellen Flächen, die ihr sehr wohl zur Verfügung gestellt würden, sondern an der notwendigen Genehmigung. Eine Hundeschule ist letztlich ein Gewerbebetrieb, die Auflagen sind entsprechend - auch wenn es eigentlich nur um eine eingezäunte Wiese geht, und die Kunden mit dem Auto zum Kurs kommen. Gerne würde Stangl ein entsprechendes Grundstück in einem Gewerbegebiet kaufen. Sie brauche halt aber nur an die 1000 Quadratmeter, nicht das Zehnfache. Bis dato seien alle entsprechenden Anfragen allein daran gescheitert. Das gilt auch für die Alternativen: Innerörtliche Flächen werden mit Verweise auf mögliche Lärmbelästigungen abgelehnt, Wiesengrundstücke außerhalb der Ortschaften als „nicht bebaubarer Außenbereich” eingestuft. Als Gewerbebetrieb kommt eine Privilegierung, wie sie Landwirte kennen, nicht in Frage.

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Von Robert Edler
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