Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.06.2015 12:00

2016 beginnt die Sanierung der Ortsdurchfahrt Bergen

Scharfes Eck:   Als gefährlich bezeichnete Planer Wolfgang Deffner den Abzweig von der Staatsstraße 2035 (Augsburger Straße) in die Derchinger Straße AIC 25. Der Bereich soll mit einer Insel und einem Grünstreifen entschärft werden.	Foto: Josef Abt (Foto: Josef Abt)
Scharfes Eck: Als gefährlich bezeichnete Planer Wolfgang Deffner den Abzweig von der Staatsstraße 2035 (Augsburger Straße) in die Derchinger Straße AIC 25. Der Bereich soll mit einer Insel und einem Grünstreifen entschärft werden. Foto: Josef Abt (Foto: Josef Abt)
Scharfes Eck: Als gefährlich bezeichnete Planer Wolfgang Deffner den Abzweig von der Staatsstraße 2035 (Augsburger Straße) in die Derchinger Straße AIC 25. Der Bereich soll mit einer Insel und einem Grünstreifen entschärft werden. Foto: Josef Abt (Foto: Josef Abt)
Scharfes Eck: Als gefährlich bezeichnete Planer Wolfgang Deffner den Abzweig von der Staatsstraße 2035 (Augsburger Straße) in die Derchinger Straße AIC 25. Der Bereich soll mit einer Insel und einem Grünstreifen entschärft werden. Foto: Josef Abt (Foto: Josef Abt)
Scharfes Eck: Als gefährlich bezeichnete Planer Wolfgang Deffner den Abzweig von der Staatsstraße 2035 (Augsburger Straße) in die Derchinger Straße AIC 25. Der Bereich soll mit einer Insel und einem Grünstreifen entschärft werden. Foto: Josef Abt (Foto: Josef Abt)

Den aktuellen Planungsstand stellte Wolfgang Deffner vom Büro Grontmij vor. Am Kanal- und Wasser hat sich demnach nichts Wesentliches geändert, seit die Maßnahme im Januar erstmals dem Gemeinderat vorgestellt wurde. Untersucht und nun erklärt wurde die mögliche Verlegung des Gehwegs von der Süd- auf die Nordseite der Derchinger Straße AIC 25, die damals vom Rat gefordert worden war, weil viele Schüler sonst zweimal die Straße überqueren müssten.

Technisch absolut machbar ist die Gehwegtrasse auf der Nordseite, auf der Südseite bleiben dennoch mindestens 90 Zentimeter Bürgersteig, so dass die vielen Anlieger auch dort künftig nicht gleich auf der Straße stehen, wenn sie aus dem Gartentor treten.

Im unteren Bereich gibt es relativ schwierige Bodenverhältnisse. In dreieinhalb Meter Tiefe stieß man dort auf Torf. So genannte Gussraumpfähle müssen laut Deffner gesetzt werden, um dem Problem Herr zu werden. Die Alternative, einen Bodenaustausch bis in fünf Meter Tiefe vorzunehmen, rief nur Gelächter hervor: viel zu teuer. Die Pfähle also werden mit Baggern in die Erde gedrückt, bis sie in fünf, sechs Metern Tiefe auf Widerstand stoßen. Dann wird ein „Schuh” drauf gesetzt und auf diesen dann die Leitungen. Betroffen ist ein Bereich von etwa 100 Metern Länge.

Wie der Planer weiter ausführte, fand man zu allem Übel im Zuge der Bodenuntersuchung auch noch teils hochbelastetes Material. Dabei handele es sich, so Deffner auf Nachfrage von Josef Schmid, um chemische Rückstände aus Teer sowie Chloride, die Streusalz enthalten und eingesickert sind. Auch Arsen sei nachgewiesen worden. Ob das „natürlichen Ursprungs” sei, müsse erst noch mit dem Landratsamt geklärt werden. Auch der nun notwendige Bodenaustausch treibt die Kosten in die Höhe.

Sie liegen für den Straßenbau bei 1,14 Millionen Euro. Davon zahlen Landratsamt und staatliches Bauamt 911 000 Euro brutto. Auf Affing entfallen voraussichtlich 231 000 Euro.

Der Kanal kostet die Gemeinde 626 000 Euro brutto, der Wasserleitungsbau schlägt mit 530 000 Euro brutto zu Buche. Die gesamte Wasserleitung wird ausgetauscht, hinzu kommt die Versorgungsleitung vom Wasserwerk Bergen bis zum Leitenweg. Um etwa 400 000 Euro höher als ursprünglich angekündigt liegen die Schätzungen jetzt. Zu schulden ist das nicht nur dem Bodengutachten, sondern vor allem dem notwendigen kompletten Neubau der 50 Jahre alten Wasserleitung. Doch man möchte verhindern, dass die neue Straße womöglich schnell wieder wegen Rohrbruchs geöffnet werden muss.

Der nördliche Gehweg ist nach momentaner Planung teilweise gut drei Meter breit. Das empfinden viele Gemeinderäte als überflüssig. Eventuell könnte man den Grund Anliegern zum Kauf anbieten.

Baubeginn soll 2016 sein. Wenn jetzt der Kreis gewillt sei, die Straße herzurichten, solle man die Maßnahme trotz der Affinger Finanzlage nicht aufschieben, empfahl Deffner. Außerdem ist das die erste Maßnahme, bei der die Anlieger dank neuer Satzung an den Gehwegskosten beteiligt werden.

Andreas Widmann und Helmut Merwald warnten, möglicherweise sei, wenn der Bürgerentscheid entsprechend ausfalle (siehe Bericht Seite 19) wegen der größeren Turnhalle schon eine Mehrausgabe von einer Million zu stemmen. Stefan Matzka, Josef Tränkl und Gerhard Faltermeier regten an, den Bürgerentscheid abzuwarten und erst in der nächsten Sitzung in drei Wochen über den Baubeginn für die Ortsdurchfahrt zu entscheiden. Wolfgang Deffner gab jedoch zu bedenken, dass es dann mit dem Stichtag 1. September, bis zu dem der Fördermittelantrag vorliegen muss, eventuell nichts werde und sich das ganze Projekt möglicherweise sogar um mehrere Jahre verzögern könnte. Vizebürgermeister Markus Winklhofer mahnte, man dürfe nicht immer alles vor sich herschieben.

Dass es zur regen Diskussion darüber kam, ob man das Projekt nicht wirklich besser schieben sollte, liegt an der Affinger Finanzlage. Wie berichtet, muss heuer ein Kredit von 2,2 Millionen Euro aufgenommen werden, um den Haushalt auszugleichen. Bis Ende 2015 wird die Kommune mehr als fünf Millionen Euro Schulden haben. Die Kommunalaufsicht im Landratsamt hatte sich die Affinger Finanzen angesehen. In ihrem Bericht wird kritisiert, die Pro-Kopf-Verschuldung liege deutlich über dem Landesdurchschnitt. Es sei „strikt auf die Notwendigkeit der Ausgaben (z.B. beim Turnhallenausbau) und mögliche Verbesserungen bei den Einnahmen zu achten”.

Josef Tränkl sagte: „Manche im Gemeinderat arbeiten darauf hin, dass wir uns finanziell ins Abseits schießen, denen kommt das gerade recht. Wir fahren gerade den Karren an die Wand.” Gestern präzisierte er im Telefonat mit der AICHACHER ZEITUNG, wen er gemeint habe: „Xaver Lindermeir, Josef Schmid, Georg Engelhard und Georg Brandmeier. Nicht Christine Schmid-Mägele.” Tränkl fordert zudem, das Hort-Projekt solle noch einmal überdacht werden, der Gemeinderat habe nur 14 Tage Zeit für eine Entscheidungsfindung gehabt, und eigentlich könne man es sich nicht leisten.

Josef Schmid beklagte, das, was Tränkl sagte, gefalle ihm gar nicht. „Wir waren heute so harmonisch. Wir sollten zusammenhalten. Wir hatten heuer nach langer Zeit mal wieder die Situation, dass der Haushalt einstimmig verabschiedet wurde. Und dann kommst du acht Wochen später daher und behauptest, welche von uns wollen es an die Wand fahren!” Auch Georg Engelhard wollte sich nicht Verantwortungslosigkeit vorwerfen lassen: „Das weise ich entschieden zurück. Ich habe immer schon gesagt, dass man den Hort überdenken sollte.”

So votierte der Gemeinderat schließlich zunächst einstimmig dafür, man nehme die modifizierte Entwurfsplanung für die Gestaltung der Ortsdurchfahrt zustimmend zur Kenntnis. Sodann wurde abgestimmt, ob man über den Baubeginn erst in der Sitzung vom 30. Juni entscheiden sollte. Mit 10:10 Stimmen wurde das abgelehnt. Also wurde sofort eine Entscheidung herbei geführt, und nun gab es für den Baubeginn im Jahr 2016 elf Stimmen.

Weitere Berichte aus dem Gemeinderat folgen morgen. „Wir schießen uns finanziell ins Abseits, und manchen kommt das gerade recht”


Von Monika Grunert Glas
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